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Bei der Blutdruckmessung ist es wichtig, dass der Arm locker auf dem Tisch liegt.

Für eine korrekte Blutdruckmessung ist nicht nur ein geeignetes Gerät wichtig. Auch die Armhaltung muss stimmen – sonst kommen dabei leicht falsche Werte heraus.

Armposition muss stimmen

Menschen mit Bluthochdruck sollten regelmäßig ihren Blutdruck kontrollieren. Das ist wichtig, um zu erkennen, ob der Blutdruck gut eingestellt ist. Liegen die Werte immer wieder unter oder über dem gewünschte Zielbereich, kann die Ärzt*in die Medikamente entsprechend anpassen.

Voraussetzung für eine korrekte Blutdruckmessung ist, dass der Arm mit der Blutdruckmanschette richtig positioniert wird. Wird am Oberarm gemessen, soll sich die Blutdruckmanschette auf Herzhöhe befinden. Der Unterarm muss locker auf einem Tisch aufliegen, damit sich keine Muskelspannung entwickelt.

Hängender Arm: Zu hohe Werte

Diese Regel wird allerdings häufig nicht befolgt. Oft legen die Patient*innen während der Messung die Hand in den Schoß oder auf den Oberschenkel, andere lassen den Arm einfach herabhängen. Das führt jedoch zu falschen Blutdruckwerten, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Darin wurden bei 133 Männern und Frauen jeweils drei Blutdruckmessungen in den drei genannten Armpositionen durchgeführt. Es stellte sich heraus, dass die Messungen mit falscher Armhaltung höhere systolische Werte ergaben als bei korrekter Position. Lag die Hand im Schoß, waren die Werte durchschnittlich 4 mmHg höher, bei herabhängendem Arm sogar bis zu 6 mmHg.

Bei Hochdruckkranken Effekt besonders stark

Ein Drittel der Studienteilnehmenden litt unter einem Bluthochdruck. Bei ihnen war der negative Effekt durch eine falsche Armhaltung noch ausgeprägter. Der systolische Messwert lag bei herabhängendem Arm um durchschnittlich 8,5 mmHg höher als bei korrekter Blutdruckmessung.

Vermeintlich zu hohe Blutdruckwerte haben zwei erhebliche Folgen. Zum einen droht eine Überdiagnostik, d.h. Menschen mit eigentlich normalem Blutdruck erhalten womöglich die Diagnose Bluthochdruck. Bei bereits hochdruckkranken Patient*innen besteht wiederum die Gefahr, dass durch die Falschmessung die Dosis ihrer Medikamente gesteigert wird und damit auch das Risiko für Nebenwirkungen.

Quelle: Springer Medizin

22.01.2025 | Von: Dr. med. Sonja Kempinski | Foto: mauritius images / Srikijt / Alamy / Alamy Stock Photos


Die Nase streikt? Eine Nasenspülung kann helfen.

Schnupfen, trockene Schleimhäute oder akute Mittelohrentzündungen sind im Winter keine Seltenheit. Dagegen kann eine Nasendusche helfen. So wird sie angewendet.

Nase vom Schleim befreien

Der Gedanke an eine Nasenspülung mag zunächst wenig erfreulich erscheinen. Doch bei Schnupfen löst sie zähen Schleim und spült Krankheitserreger mit dem Sekret aus der Nase und den Nasennebenhöhlen. Ist der Schleim aus der Nase, werden Nasenhöhle und Nasennebenhöhle wieder ausreichend belüftet. Das unterstützt die Heilung der Schleimhaut und reduziert gleichzeitig das Risiko für eine Mittelohrentzündung.

Nasenduschen leicht gemacht

Für eine Nasenspülung werden lediglich eine Nasenspülkanne, lauwarmes Leitungswasser und Kochsalz benötigt. Statt Kochsalz kann auch spezielles Nasenspülsalz aus der Apotheke verwendet werden. Aus Salz und Wasser wird wird schließlich die Nasenspüllösung hergestellt. Für eine Kochsalzlösung werden 9 Gramm Kochsalz und 1 Liter Wasser benötigt. Das Nasenspülsalz aus der Apotheke wird entsprechend der Packungsbeilage zubereitet. Vor der Anwendung sollte sich das Salz vollständig aufgelöst haben.

Die Nasendusche wird am besten über einem Waschbecken durchgeführt. Einfach mit dem Oberkörper über das Becken beugen und den Kopf zur Seite neigen. Der Mund sollte weit geöffnet sein, damit die Lösung nicht in den Rachen läuft. Zuerst wird eine Hälfte der Lösung in das obere Nasenloch gegossen. Damit sich die Lösung gut verteilt, das Nasenloch zuhalten und den Kopf leicht schwenken. Anschließend das Wasser einfach wieder aus der Nase laufen lassen. Das Gleiche dann auf der anderen Seite wiederholen. Bis sich die Beschwerden verringern, wird die Spülung am besten einmal am Tag durchgeführt. Doch Vorsicht: Wer durch die Nasenspülung häufiger Nasenbluten oder gar Schmerzen bekommt, sollte lieber auf die Spülung verzichten.

Quelle: Barmer

21.01.2025 | Von: Sandra Göbel | Foto: Tetra Images/Shutterstock.com


Ein Pflaster über der Dellwarze senkt die Ansteckungsgefahr.

Dellwarzen sind klein und relativ unscheinbar – und verschwinden früher oder später von selbst wieder. In manchen Fällen sollten sie jedoch behandelt werden. Je nachdem, wo sie sitzen, ist das auch als Selbsttherapie möglich.

Vor allem Kinder betroffen

Bei Dellwarzen handelt es sich um kleine, feste, stecknadelkopfgroße Hautknötchen. Ihr Charakteristikum ist eine kleine Delle in der Mitte. Sie kommen einzeln oder in kleinen Gruppen insbesondere bei Kindern vor. Dort sitzen sie meist an Armen und Beinen. Auslöser ist das Molluscum-contagiosum-Virus. Es wird z. B. beim Spielen durch direkten Kontakt übertragen und dringt dann über winzige Verletzungen in die Haut ein. Manchmal stecken sich die Kinder auch im Schwimmbad an – weshalb Dellwarzen auch Wasserwarzen genannt werden. Teenager und junge Erwachsen infizieren sich dagegen meist durch sexuellen Kontakt. Bei ihnen findet man Dellwarzen deshalb oft am Genitalbereich oder innen an den Oberschenkeln.

Abkleben verhindert Ansteckung

Normalerweise heilen Dellwarzen innerhalb von bis zu sechs Monaten von alleine wieder ab. Nur ganz selten bleibt dabei eine Narbe zurück. Den Heilungsprozess kann man unterstützen, indem man nicht an den Knötchen kratzt. Dadurch verhindert man außerdem, dass der infektiöse Inhalt freigesetzt wird und bei sich selbst oder anderen Menschen Warzen auslöst. Um die Ansteckungsgefahr weiter zu reduzieren, klebt man Dellwarzen am besten mit einem Pflaster ab.

Ärzt*innen greifen zum scharfen Löffel

Sitzen die Dellwarzen an ungünstigen Stellen (z. B. im Genitalbereich) oder sind sie sehr zahlreich, sollten sie ärztlich behandelt werden. Das gilt auch, wenn sie bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem auftreten. Ärzt*innen entfernen die Dellwarzen mit einem scharfen Löffel (Kürettage) oder durch Vereisung. Eine weitere Möglichkeit ist das Auftragen von rezeptpflichtigem Podophyllotoxin. In Einzelfallberichten waren – vor allem bei Immungeschwächten – auch Cremes mit dem Wirkstoff Imiquimod erfolgreich.

In den USA wurde jetzt der Wirkstoff Cantharidin zur Behandlung von Dellwarzen zugelassen. Es wird im Abstand von drei Wochen zweimal auf die Warze aufgetragen – unter ärztlicher Aufsicht. Zu Recht, denn das Mittel birgt einige Gefahren: Eine orale Aufnahme des Wirkstoffs kann tödlich sein, zudem ist der getrocknete Wirkstoff entflammbar. Lokal aufgetragen kann Cantharidin zu Blasen, Schmerzen, starkem Juckreiz und Hautschäden auslösen. Die europäische Leitlinie rät deshalb von der Verwendung Cantharidins im Genital- und Perianalbereich explizit ab.

Wann Selbsttherapie möglich ist

Kosmetisch störende Dellwarzen außerhalb des Genitalbereichs können auch in Eigenregie angegangen werden. Dazu gibt es eine Reihe von Lösungen oder Salben, z.B. Kaliumhydroxid und Salicylsäure. Die Wirkstoffe lösen eine Entzündung aus und sollen das Abheilen der Dellwarze beschleunigen. Leider gelingt dies nicht immer.

Wichtig bei der Selbsttherapie: Die Präparate immer aus der Apotheke beziehen! Im Internet werden viele Mittel zur Behandlung von Dellwarzen angeboten. Diese sind aber häufig nicht wirksam – oder sie führen zu einer so starken Entzündung, dass sie der Haut dauerhaft schaden können. Außerdem hat die Apotheke ein weiteres Plus: Dort gibt es die Beratung zur Behandlung gratis dazu.

Quelle: DAZ online

20.01.2025 | Von: Dr. med. Sonja Kempinski | Foto: mauritius images / Andrey Zhuravlev / Alamy / Alamy Stock Photos


Bei Neurodermitis helfen verschiedene Wirkstoffe als Creme gegen den quälenden Juckreiz.

Chronischer Juckreiz bedeutet einen hohen Leidensdruck für die Betroffenen. Denn das Jucken ist oft kaum auszuhalten, und Kratzattacken führen statt zu einer Besserung in einen Teufelskreis. Liegt eine behandelbare Erkrankung zugrunde, fällt es leichter, gegen den chronischen Juckreiz vorzugehen. Doch auch für den Juckreiz unbekannter Ursache gibt es inzwischen effektive Therapieoptionen.

Vom Alarmsignal zum Quälgeist

Juckreiz kann quälend sein - doch wie alle körperlichen Reaktionen hat auch der Juckreiz durchaus sinnvolle biologische Funktionen. Als Alarmsignal macht er auf mögliche Gefahren aufmerksam. Diese reichen von blutsaugenden Mücken über Kontakt zu giftigen Pflanzen bis hin zu trockener Haut. Juckreiz löst Kratzen aus und führt dazu, Insekten und Parasiten von der Haut zu entfernen. Das Kratzen aktiviert die Hautnerven und das Immunsystem, was die Abwehr gegen Krankheitserreger zusätzlich verstärkt.

Doch leider beschränkt sich Juckreiz nicht nur auf seine Alarmfunktion. Durch komplexe Mechanismen kann sich ein chronischer Juckreiz entwickeln, der den Betroffenen das Leben schwer macht. So hat sich gezeigt, dass Menschen mit chronischem Juckreiz stärker verzweigte Nerven in der Haut haben als gesunde. Das liegt vermutlich daran, dass die Nerven permanent von Botenstoffen und Entzündungszellen aktiviert werden. Auf diese Weise wird die Haut immer empfindlicher, und schon kleinste Berührungen können einen Juckreiz auslösen.

Auch viele Erkrankungen werden von Juckreiz begleitet. Entzündliche Hauterkrankungen wie Schuppenflechte und Neurodermitis, Stoffwechselstörungen und Lebererkrankungen können ihn ebenso auslösen wie Rheuma oder bestimmte Krebsformen. Und selbst neurologische Krankheiten können Juckreiz auslösen: Dazu gehören neben Multipler Sklerose insbesondere Erkrankungen der Körpernerven (Neuropathien) wie beispielsweise die Gürtelrose, eine diabetische Neuropathie oder Polyneuropathien. In seltenen Fällen entsteht Juckreiz auch im Rahmen psychischer Erkrankungen. Dies ist z.B. bekannt bei Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen oder dem Dermatozoenwahn. Bei letzterem glauben die Betroffenen, dass Insekten in ihrer Haut leben. Schlussendlich haben auch Medikamente das Potenzial, chronischen Juckreiz auszulösen. Beispiele sind manche Antibiotika, Opioide, Bluthochdruckmittel oder Krebstherapeutika.

Hinweis: Obwohl es so viele verschiedene Auslöser gibt, lässt sich beim chronischen Juckreiz oft keine Ursache finden. In diesen Fällen spricht man vom idiopathischen Juckreiz.

Jucken, Brennen, Schlaflosigkeit

Ein chronischer Juckreiz (medizinisch Pruritus) liegt vor, wenn die Beschwerden länger als sechs Wochen anhalten. Das ist relativ häufig: Bis zu 22% der Deutschen sollen im Laufe ihres Lebens davon betroffen sein. Im Alter steigt das Risiko, einen chronischen Juckreiz zu entwickeln. Oft wird er durch verschiedene Auslöser getriggert. Dazu zählen Jahreszeiten wie der Winteroder Tageszeiten wie die Nacht. Manchmal sind es auch Wasser, Stress oder Sonneneinstrahlung.

Der Juckreiz kann in vielen Formen auftreten. Oft ist er auf einzelne Körperbereiche wie z.B. die Handgelenke beschränkt, bei anderen juckt der gesamte Körper. Das Ausmaß variiert ebenfalls und reicht von leicht bis unerträglich. Manchmal ist der Juckreiz auch von Stechen, Brennen und Kribbeln begleitet.

Die Betroffenen leiden meist schwer darunter. Das ständige Jucken zwingt sie zum Kratzen und es entwickeln sich Hautveränderungen. Zunächst wird die Haut rot, dann aufgekratzt. Es kommt zu Blutungen, Geschwüren und Krusten. Langfristige Folgen sind Hautverdickungen, Narben und Knoten sowie helle und dunkle Verfärbungen. Das Aufkratzen der Haut birgt weitere Gefahren: Es drohen bakterielle Infektionen, die nicht nur das Abheilen der Läsionen gefährden. Gelangen Keime in die Blutbahn, ist im schlimmsten Fall sogar eine Blutvergiftung (Sepsis) möglich.

Doch der chronische Juckreiz hat nicht körperliche, sondern auch psychische Folgen. Wenn er vor allem nachts auftritt, leiden die Betroffenen unter erheblichen Schlafstörungen. Durch die Tagesmüdigkeit sind Konzentration und Antrieb gemindert, zusätzlich können sich Depressionen und Ängste entwickeln. Viele Patient*innen schämen sich aufgrund ihrer aufgekratzten Arme und Beine und tragen auch im Sommer lange Ärmel und lange Hosen. Sie trauen sich nicht ins Schwimmbad oder in die Sonne und meiden sportliche Aktivitäten. Expert*innen schätzen, dass chronischer Juckreiz die Lebensqualität insgesamt so stark einschränkt wie chronische Schmerzen. Trotzdem sucht nur jede Zweite ärztlich Hilfe.

Hinweis: Kratzen löst beim Juckreiz einen Teufelskreis aus: Zuerst empfindet das Gehirn den Kratzschmerz als angenehm, weil es dadurch den Juckreiz „vergisst“. Das vermehrte Kratzen schädigt die Haut jedoch weiter, und es wird erneuter Juckreiz ausgelöst – der wieder zu Kratzen führt.

Diagnose bei Juckreiz

Bei Patient*innen mit lang anhaltendem Juckreiz müssen zugrunde liegende Erkrankungen ausgeschlossen werden. In Frage kommen etwa:

  • Hautkrankheiten wie das atopische Ekzem (Neurodermitis), die Schuppenflechte, Urtikaria und Pilz- oder Parasiteninfektionen Oft gibt hier das Hautbild bereits erste Hinweise.
  • Internistische Erkrankungen. Deshalb tastet die Ärzt*in meist Leber, Niere und Milz ab, oft wird auch eine Ultraschalluntersuchung gemacht. Daneben hilft das Labor weiter. Dabei werden insbesondere die Schilddrüsen-, Nieren- und Leberwerten bestimmt.
  • Eine Erkrankung der Nerven. Das wird meist in einer neurologischen Praxis abgeklärt.
  • Eine psychische Erkrankung. Ängste und Depressionen lassen sich mit entsprechenden Fragebögen erkennen.

Hinweis: Hilfreich beim Einkreisen von Juckreizursachen ist das Beschwerdetagebuch. Darin notieren die Betroffenen, wie stark der Juckreiz auf einer Skala von 0 bis 10 ist und in welchen Situationen er erscheint. Auf diese Weise kommt man nicht nur eventuellen Auslösern auf die Spur. Im weiteren Verlauf der Erkrankung lässt sich auch besser erkennen, ob eine Behandlung anschlägt.

Den Juckreiz abstellen

Liegt dem Juckreiz eine behandelbare Erkrankung zugrunde, muss diese entsprechend therapiert werden. Dann bildet sich häufig auch der Juckreiz zurück. Reicht dies nicht aus oder ist der Juckreiz idiopathisch, helfen Basismaßnahmen und juckreizhemmende Medikamente. Zu den allgemeinen, immer anwendbaren Strategien gehören folgende Maßnahmen:

  • Rückfettende und befeuchtende (hydratisierende) Hautpflege: Juckreiz ist in vielen Fällen auf trockene Haut zurückzuführen. Sowohl zum Waschen als auch zur Pflege sollten spezielle rückfettende Präparate mit Glycerin, Harnstoff oder Milchsäure verwendet werden. Für Badewasser gibt es spezielle Zusätze, außerdem darf das Wasser nicht zu heiß sein.
  • Luftige Kleidung. Eng anliegende Kleidung verstärkt den Juckreiz, oft werden auch bestimmte Fasern nicht vertragen. Viele Betroffene tragen auf der Haut am liebsten reine Baumwolle oder Seide.
  • Kratzklötzchen. Ein Kratzklötzchen dient dazu, das Gehirn auszutricksen: Bei Juckreiz kratzt man das Klötzchen statt sich selbst. Oft erkennt das Gehirn das Kratzmuster und das Gefühl des Juckreizes lässt nach.
  • Kühlung oder kaltes Wasser. Kälte hemmt den Juckreiz. Entweder man lässt kaltes Wasser über die Haut fließen oder man legt ein in ein Tuch eingepacktes Coolpack auf.
  • Entspannungstechniken. Sowohl autogenes Training als auch die progressive Muskelentspannung können gegen Juckreizattacken helfen.

Hinweis: Bei starkem chronischem Juckreiz sind psychotherapeutische Verfahren und standardisierte Schulungsprogramme eine gute Option. Die Betroffenen sollen dabei lernen, sich bei starkem Jucken auf andere Dinge zu konzentrieren und den Juck-Kratz-Zirkel zu unterbrechen.

Cremes und Medikamente gegen den Juckreiz

Meist reichen bei chronischem Juckreiz die Basismaßnahmen allein nicht aus. Sie können durch Cremes und Medikamente ergänzt werden.

Der entzündliche Juckreiz entsteht auf entzündlich veränderter, ekzematöser Haut. Dieser kommt beispielsweise bei der Neurodermitis, Urtikaria und Autoimmun-Erkankungen vor.

  • Lokale Therapie. Erste Wahl sind immunmodulierende, entzündungshemmende Cremes. Sie enthalten z.B. Kortison oder Calcineurin-Inhibitoren wie Tacrolimus. Neue, in den USA bereits gegen Juckreiz bei Schuppenflechte und Neurodermitis zugelassene Substanzen sind Inhibitoren der Januskinasen, Phosphodiesterase-4-Hemmer und Aryl-Kohlenwasserstoff-Rezeptor-Agonisten.
  • Systemische Therapie. Reichen Cremes nicht aus, brauchen die Betroffenen eine Therapie mit systemisch (innerlich) wirkenden Immunmodulatoren. Bisher wurden dazu Antihistaminika, Kortison, Methotrexat, Cyclosporin, Azathioprin oder Thalidomid eingesetzt. Diese Medikamente haben z.T. ausgeprägte Nebenwirkungen, was ihren Einsatz einschränkt. Inzwischen richtet sich deshalb der Fokus auf neue antientzündliche Wirkstoffe. Sie hemmen gezielt entzündlich (inflammatorisch) wirkende Botenstoffe oder deren Rezeptoren. Beispiele sind Dupilumab und Tralokinumab, die gegen Interleukine gerichtet sind, sowie die Januskinase-Hemmer Upadacitinib, Abrocitinib und Baricitinib.

Der neuropathische Juckreiz beruht auf Nervenschädigungen. Sie spielen eine Rolle bei der Gürtelrose, bei Neuropathien im Rahmen von Stoffwechselerkrankungen (wie z. B. dem Diabetes mellitus) oder bei Nerveneinklemmungen. Der neuropathische Juckreiz beginnt auf gesunder Haut und ist oft von Stechen und Kribbeln begleitet.

  • Lokale Therapie. Bei neuropathischem Juckreiz an umschriebenen Bereichen (z. B. am Fuß oder am Unterschenkel) wird Capsaicin empfohlen, entweder als Creme oder als Pflaster. Meist kommt es bei dabei zu einem Brennen, was allerdings schnell nachlässt. Weitere Optionen sind Cremes mit Lokalanästhetika wie Polidocanol oder Lidocain. Hilfreich sind auch Kältekompressen oder das Auftragen von kühlenden Cremes mit Campher oder Menthol.
  • Systemische Therapie. Ist der neuropathische Juckreiz besonders schwer oder betrifft er den ganzen Körper, wird innerlich behandelt. Die meisten dieser Therapien sind jedoch off label, d.h. nicht explizit gegen chronischen Juckreiz zugelassen. Darüber muss die Ärzt*in die Patient*in vor der Verordnung aufklären. Eingesetzt werden vor allem Gabapentin und Pregabalin, aber auch Antidepressiva und Kappa-Opioid-Rezeptor-Agonisten. Zugelassen gegen schweren Juckreiz bei Dialysepatient*innen ist Difelikefalin, es wird intravenös verabreicht.

Hinweis: Capsaicinpflaster dürfen nur in der ärztlichen Praxis und unter ärztlicher Aufsicht angewendet werden. Dass liegt daran, dass es dabei zu Nebenwirkungen wie Blutdruckanstieg kommen kann. Das Pflaster wird für 30 bis 60 Minuten aufgeklebt und dann wieder entfernt. Die Wirkung setzt nach etwa einer Woche ein und hält bis zu drei Monate an.

Quelle: Winterhagen I, DAZ 2024, 46: 48

18.01.2025 | Von: Dr. med. Sonja Kempinski | Foto: mauritius images / Evelien DOosje / Alamy / Alamy Stock Photos